Das Raumklima ist ein entscheidender Faktor dafür, ob sich Menschen in einer Räumlichkeit wohlfühlen. Besonders für Gebäude, die als Arbeitsplatz dienen und diesbezüglich spezielle Kriterien erfüllen müssen, spielt das richtige Heizen, Kühlen, Befeuchten oder auch Entfeuchten der Luft eine große Rolle. In solchen Fällen eignen sich raumlufttechnische Anlagen (RLT), die das Klima entsprechend regulieren. Wir erklären Ihnen, wie diese Systeme funktionieren und wie sie aufgebaut sind.
Alles auf einen Blick:
- Raumlufttechnik ist in raumlufttechnische Anlagen und freie Lüftungssysteme unterteilt.
- Es gibt je nach Funktion unterschiedliche Arten von RLT-Anlagen.
- Von Befeuchtung und Entfeuchtung bis hin zum Heizen und Kühlen erfüllen sie verschiedene Aufgaben.
- Sie sorgen somit für die thermische Behaglichkeit innerhalb eines Gebäudes.
- Eine regelmäßige Wartung beziehungsweise Instandhaltung ist besonders im Hinblick auf hygienische Anforderungen in jedem Fall erforderlich.
- Auch technisch sollte das Gerät auf dem neuesten Stand sein, um eine einwandfreie Funktionsfähigkeit zu gewährleisten und einen zu hohen Energieverbrauch zu vermeiden.
- Einen Rahmen bieten verschiedene Richtlinien wie die VDI 6022.
Definition und Einsatzgebiete
Raumlufttechnische Anlagen sind in unterschiedlichen Varianten mit verschiedenen Funktionen verfügbar. Zur Installation, dem Betrieb und der Wartung der Lüftungen gibt es einige Richtlinien, die bestimmte Anforderungen stellen, wie die VDI 6022.
Was sind raumlufttechnische Anlagen?
Raumlufttechnische Anlagen regulieren das Klima in einem Raum. Dabei gewährleisten sie sowohl das Lüften als auch das Klimatisieren. Klimatisieren meint das Heizen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten der Raumluft.
Sie sorgen dafür, dass die Raumluft den Ansprüchen hinsichtlich Feuchtigkeit, Temperatur und Reinheit entspricht.
Welche Systeme gibt es?
Die Raumlufttechnik ist grundsätzlich in zwei Systeme untergliedert. Neben den raumlufttechnischen Anlagen gibt es die freien Lüftungssysteme.
Bei einer freien Lüftung erfolgt der Luftaustausch über eine Fugenlüftung, beispielsweise durch undichte Türen und Fenster, eine Fenster- oder Schlitzlüftung oder eine Schacht- beziehungsweise Dachaufsatzlüftung. Es handelt sich bei diesem System um eine natürliche Lüftung, die vom Wetter beeinflusst wird.
RLT-Anlagen gibt es in zentraler und in dezentraler Ausführung. Zentrale Varianten sind Lüftungsgeräte, die eine ganze Wohnung oder ein Gebäude versorgen. Für einzelne Räume kommt eine dezentrale Steuerung in Frage. Diese eignet sich für große und oftmals gewerblich genutzte Bauten meist nicht, da eine Klimatisierung in der Regel nicht möglich ist.
Welche Arten von raumlufttechnischen Anlagen gibt es?
Die Bezeichnung raumlufttechnische Anlage dient als Oberbegriff für verschiedene Arten von Lüftungsanlagen. Nicht jede Art ist in der Lage alle Funktion zu erfüllen. Ausschließlich Klimaanlagen können Heizen, Kühlen, Entfeuchten und Befeuchten. Neben den Klimaanlagen gibt es noch Abluftanlagen, Lüftungsanlagen und Teilklimaanlagen, die jeweils folgende Funktionen erfüllen können:
Art | Funktionen |
---|---|
Abluftanlagen | Keine Luftbehandlung |
Lüftungsanlagen | Heizen Kühlen Entfeuchten Befeuchten |
Teilklimaanlagen | Zwei Funktionen: Drei Funktionen: |
Klimaanlagen | Heizen Kühlen Entfeuchten Befeuchten |
Wo werden RLT-Anlagen eingesetzt?
Solche Anlagen eignen sich vor allem für große Arbeitsgebäude oder auch gewerblich genutzte Räumlichkeiten, die spezielle Luftverhältnisse erfordern. Typische Einsatzgebiete sind beispielsweise Büroräume von Unternehmen oder Lager- und Produktionshallen.
Welche Richtlinien gibt es für RLT-Anlagen?
Für RLT-Anlagen gelten besonders im Hinblick auf hygienische Aspekte einige Anforderungen. Planung, Ausführung, Abnahme, Betrieb und Instandhaltung sollten bestenfalls sowohl der DIN EN 13779 und der DIN EN 12599 als auch der VDI-Richtlinie 6022 entsprechen.
Die DIN EN 13779 beinhaltet allgemeine Grundlagen für Lüftungssysteme, während die DIN EN 12599 über Prüf- und Messverfahren informiert. Die VDI-Richtlinie legt die hygienischen Anforderungen an raumlufttechnische Anlagen fest. Die VDI 6022 empfiehlt beispielsweise mindestens zwei Filter, die wiederum je nach Einsatzgebiet bestimmte Kriterien erfüllen müssen.
Relevant sind unter anderem auch die Anforderungen der Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) und für Fertigungsstätten im Besonderen die VDI-Richtlinie 3802.
Hygienische Vorkehrungen müssen Sie unbedingt treffen und regelmäßig, fachmännisch warten lassen. Ist dies nicht der Fall, kann sich das negativ auf die Gesundheit auswirken. Bei unzureichender Hygiene können sich beispielsweise Sporen von Schimmelpilzen und Bakterien verbreiten.
Richtwerte hinsichtlich der Lärmbelastung bietet die VDI 2081. Sie gibt Richtlinien zur Geräuscherzeugung und Lärmminderung für RLT-Anlagen. Je nach Art des Raumes sollten die Lautstärke zwischen 35 und 45 Dezibel liegen.
Aufbau und Funktionsweise
Eine raumlufttechnische Anlage besteht aus verschiedenen Bauteilen, die sich je nach individuellen Wünschen und der gewünschten Funktion kombinieren lassen.
Wie funktionieren raumlufttechnische Anlagen?
Eine RLT-Anlage funktioniert im Grunde relativ einfach: Außenluft wird angezogen und entsprechend behandelt, beispielsweise erwärmt oder befeuchtet. Danach gelangt die aufbereitete Luft mit Hilfe von Ventilatoren in den Raum. Die Abluftanlage transportiert die verbrauchte Luft wieder ab. Ist ein Wärmetauscher integriert, dient dieser zur Wärmerückgewinnung. Das heißt die Abluft aus dem Raum, die abtransportiert wird, gibt ihre Wärme an den Wärmetauscher ab. Dieser gibt die Wärme dann an die angesaugte Luft ab und sorgt damit für die Wärmerückgewinnung. Das spart hohe Energiekosten der Lüftung.
Wie ist eine RLT Anlage aufgebaut?
Die Außenluft (AL) wird angesaugt und geht durch den ersten Luftfilter (F1). Danach läuft die Luft für die Wärmerückgewinnung durch den Wärmetauscher (WT). Ein Zuluftventilator (ZV), der mit Schalldämpfern (SD) umgeben ist, transportiert die aufzubereitende Luft über einen Lufterhitzer (LE), Luftkühler (LK) und Luftbefeuchter (LB). Daraufhin wird sie ein zweites Mal gefiltert (F2) und strömt als Zuluft (ZL) in den jeweiligen Raum. Die Abluft (AL) fließt über einen Durchlass aus dem Raum und durch einen dritten Filter (F3). Danach wird ein Teil der Luft zurück ins System gespeist, die sogenannte Umluft (UL). Der Rest strömt über den Wärmetauscher (WT) und mit Hilfe des Abluftventilators (AV), der ebenfalls von Schalldämpfern (SD) umgeben ist, wieder nach außen.
Auch Brandschutzklappen werden häufig in das System integriert, um im Falle eines Brandes das Ausbreiten von Feuer beziehungsweise Rauch zu vermeiden. Ein im Raum angebrachtes Thermostat und ein Feuchtfühler senden je nach Zustand der Luft Signale an den Lufterhitzer, den Luftkühler oder den Luftbefeuchter.
Der Aufbau dieser einzelnen Bauteile kann je nach Bedarf und individuellen Anforderungen variieren.
Wartung
Eine regelmäßige Wartung beziehungsweise Inspektion ist notwendig, um den sicheren Betrieb aus technischer und hygienischer Sicht zu gewährleisten. Auch die Effizienz und die Funktionsfähigkeit der Anlage ist dadurch garantiert.
Wie häufig muss eine Wartung erfolgen?
Laut VDI 6022 sollte eine Hygiene-Erstinspektion nach Fertigstellung der Anlagen, vor dem ersten Betrieb sowie regelmäßige Hygienekontrollen und Hygieneinspektionen stattfinden. Bei einer Erstinspektion handelt es sich um die Abnahme und das Prüfen der Anlage. Außerdem kann damit eingeschätzt werden, welchen Umfang die regelmäßigen Kontrollen haben werden. Umfangreiche Hygieneinspektionen der gesamten Anlage sollten laut VDI bei Systemen mit Befeuchtung alle zwei Jahre durchgeführt werden, ohne Befeuchtung im Abstand von drei Jahren. Kontrollen der hygienisch relevanten Faktoren finden bei Geräten mit Luftbefeuchtung etwa zwei Mal im Monat statt, während RLT-Anlagen ohne Befeuchtung jährlich kontrolliert werden sollten. Hinsichtlich der Energieeffizienz und des Energieverbrauches sollten Sie zudem regelmäßig technische und energetische Inspektionen Ihrer Lüftung durchführen lassen.
Was wird bei einer Wartung geprüft?
Bei solchen Inspektionen überprüfen Experten unter anderem die Bauteile wie Luftbefeuchter und wechseln bei Bedarf beispielsweise die Luftfilter. Sie kontrollieren außerdem, ob die Anlage noch dem aktuellen Stand der Technik entspricht.
Als Mindestanforderung sollte die Luft, die die RLT-Anlage in den Raum leitet, mindestens dem Zustand der Luft von außen entsprechen. Auch das Einheitsblatt 24186 des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e. V. (kurz VDMA) dient als Grundlage für die Instandhaltung der RLT-Anlage.
Wer führt eine Wartung durch?
Die Wartung sollten Sie ausschließlich Experten beziehungsweise einem Fachbetrieb überlassen. Wird die Wartung und die Reinigung nicht fachgemäß vollzogen, kann sich das auf das Raumklima und im schlimmsten Fall auf die Gesundheit auswirken. Führen Mängel dazu, dass sich die Effizienz verringert, beeinflusst das ebenso Ihre Betriebskosten.
Kosten
Sowohl die Anschaffungskosten als auch der finanzielle Aufwand für die Wartungen hängen von einigen Faktoren, wie der Art der Lüftungsanlage und dem Gebäude, ab.
Wie viel kosten RLT-Anlagen?
Pauschal lässt sich kein Preis für eine RLT-Anlage nennen. Für eine optimale Zusammensetzung der Bauteile sollten Sie sich von einem Fachmann umfangreich beraten lassen. Holen Sie sich bestenfalls die Meinung verschiedener Experten, um eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Anlage zu erhalten.
Unter anderem beeinflussen folgende Aspekte die Höhe der Kosten sowohl für den Einbau als auch für die regelmäßige Wartung:
- Art der Anlage
- Größe der Wohnung/des Gebäudes
- Wartungsfreundlichkeit
- Zustand und Art des Gebäudes
- Betriebszeit
Welche sind die bekanntesten Hersteller?
Auf dem Markt finden Sie eine Vielzahl verschiedener Hersteller, die RLT-Anlagen anbieten. Zu den bekanntesten Herstellern, die auch Mitglieder des Herstellerverbandes für raumlufttechnische Geräte sind, zählen unter anderem folgende Unternehmen:
- AL-KO THERM GmbH
- Daikin Applied Europe S.p.A.
- TROX GmbH
- Systemair HSK
Fazit
Raumlufttechnische Anlagen ist ein Sammelbegriff für verschieden Lüftungsanlagen im Bereich der Raumlufttechnik. Diese Anlagen können in verschiedene Arten untergliedert werden. Dabei ist entscheidend, welche Funktionen die Variante ausführen kann und in welcher Kombination. Im Grunde sind sie zuständig für das Befeuchten und Entfeuchten sowie das Kühlen und Heizen eines festgelegten Bereichs. Besonders die hygienischen Vorrichtungen und Kontrollen sind relevant, da bei unzureichender Hygiene beispielsweise Schimmelsporen oder Bakterien in die Luft gelangen können. Eine regelmäßige Wartung beziehungsweise Hygiene-Inspektion ist demnach erforderlich. Einige Richtlinien, wie die VDI 6022, legen unter anderem die Kriterien für die Instandhaltung, die Verfahren und die Anforderungen an Bauteile fest.
Die Anschaffungskosten sind unter anderem von der Größe der Räumlichkeit, dem Zustand des Gebäudes und den Funktionen sowie der Art der jeweiligen Anlage abhängig. Ein Pauschalpreis kann demnach nicht genannt werden. Um ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis zu garantieren, sollten Sie sich ausführlich von einem Fachbetrieb beraten lassen. Bei Bedarf können Sie sich hierzu auch verschiedene Expertenmeinungen einholen.